Weitere Gedanken zu den Chancen in der Corona-Virus-Krise – ein kurzer Essay
Wenn mir in den letzten Jahren eines klar geworden ist, dann dies: Mit meinen Gedanken, Glaubenssätzen und alten Geschichten über mich selbst und das Sosein der Welt, erschaffe ich meine Wirklichkeit maßgeblich mit.
Ich re-inszeniere einstmals gemachte Erfahrungen immer und immer wieder. Dahinter steckt mein Unterbewusstsein, dass mich die ganze Zeit davor bewahren will, einstmals gemachte, schlechte Erfahrungen zu wiederholen. Es hat dazu im „Narrativen Netzwerk“ unserer linken Gehirnhälfte all die alten Geschichten und Rückschlüsse über Erfahrungen gesammelt und liebt nichts so sehr, wie immer wieder „Ja, ich weiß“ sagen zu können.
Unsere Re-Inszenierungen kommen aus diesem respektlosen „Ich weiß schon“. Respektlos, weil Respekt von lateinisch „respectare“ kommt und mit „Ich sehe wieder neu“ übersetzt werden könnte. Es gibt gar kein stärkeres Signal dafür, sich dem Jetzt und Hier und der sich tatsächlich ereignenden Wirklichkeit, zu verweigern, als immerzu zu „Ja, ich weiß“ zu sagen…….
Das gilt nicht nur für unser persönliches Wachstum, sondern auch für den kollektiven Mythos unserer westlichen Kultur, der sich nun schon lange auf der Stelle im Kreise dreht und jetzt auf ihren Untergang zusteuert.
Was uns retten kann, was uns persönlich und auch unsere Kultur neu inspirieren kann, ist etwas wertschätzen zu lernen, was unserer, dem Rationalen so zugetanen Welt lange ein Graus war, nämlich das „Nichtwissen“.
Wenn wir den Zustand des Nichtwissens würdigen können, öffnet sich ein Raum, der gegenwärtigen Achtsamkeit, der frei von den Konzepten unseres narrativen Netzwerkes ist und über den wir ein Angeschlossen-Sein an das größere Ganze erleben können.
Dort gibt es kein „ja, ich weiß schon“ mehr, keine scheinbar neue Erfahrung mehr, die letztlich doch nur wieder in das Schema der längst vergangenen Geschichten gezwängt wurde. Erst in einem solchen Zustand, können wir wirklich Neues erleben oder wahrnehmen. Es kann dann etwas von außerhalb unseres narrativen Netzwerkes in uns kommen, etwas das uns aus unserer, sich immer wiederholenden Gedankenumlaufbahn herauskicken kann.
Im Deutschen nennen wir so etwas „Einfälle“, „Eingebungen“, oder „Inspiration“, was im Französischen das Wort für Einatmen ist, also ebenfalls für einen Vorgang, bei dem etwas von außerhalb unseres Systems in uns kommt.
Ich erzähle nichts Neues, dieses oder Ähnliches zu tun, sagen und empfehlen uns die spirituellen Lehrer*innen aller Zeitalter und Kulturen schon immer. Nur dieses Mal, im Zuge der Corona-Krise, können wir gar nicht mehr entscheiden, ob wir das mal ausprobieren wollen oder nicht – wir werden als gesamtes Kollektiv in den Zustand des Nichtwissens gestoßen, ob wir wollen oder nicht.
Wir haben vielleicht eine Ahnung, jedoch kein Wissen. Die Ahnung kommt aus dem Kontinuum-Wissen, dem tiefen Ge-Wissen, das uns durch unsere persönliche, sowie durch die Geschichte unserer Vorfahren zuwächst. Oft konnte uns eine Ahnung retten, doch dieses Mal müssen wir auch hier achtsam sein, denn die Ahnung der letzten paar tausend Jahre, ist eben auch geprägt durch den gerade sterbenden kulturellen Mythos.
Niemand weiß was genau kommen wird, oder wie die Welt danach sein wird. Niemand, weder unsere Regierungen, noch die um Aufmerksamkeit heischenden, ewigen Besserwisser und Verschwörungs-Theoretiker, noch die so genannten Experten – wir haben „Don´t know land“ betreten und all das was wir bisher liebten und kannten hinter uns gelassen.
Genauso beschreiben wir in der Initiatischen Prozessbegleitung den Anfang einer monomythischen Helden- oder Heldinnen-Reise, die nichts anderes nachzeichnet, als die seelische Bewegung, die sich in uns vollzieht, wenn wir durch einen Wachstumsprozess gehen.
Ihr Lieben, es sieht so aus als würden wir tatsächlich, alle miteinander, vor dem stehen, was von den Joanna Macys und Charles Eisensteins dieser Welt die ganze Zeit angemahnt wurde:
Die kollektive Initiation ins Erwachsensein. Die Initiation auch in eine erwachsene und reife Beziehung zu dem Wesen, das wir bisher immer, mit einer fragwürdigen Liebe „Mutter Erde“ nannten. Zuletzt hingen wir aber nur mehr wie gierige Riesen-Babys an ihren Brüsten, in denen die Milch längst versiegte. Wir kannten kaum etwas Anderes als immer nur von ihr zu nehmen.
Charles Eisenstein schlug deshalb unlängst vor, sie fortan lieber „Lover Earth“ zu nennen und entsprechend auch eine erwachsene Liebesbeziehung zu ihr aufzubauen, die auf Geben und Nehmen basiert.
Also gut, die Reise hat also begonnen und wir stehen in „Don´t know land“, wie können wir uns jetzt so verhalten, dass wir möglichst alle, an dieser „Heimsuchung“ wachsen und reifen können, dass wir möglichst viel der möglichen Inspiration in uns aufnehmen und miteinander teilen können?
Meditation und meditative Körperarbeit: Kann jeder / jede und hilft uns, mehr in uns und der Welt präsent und dadurch achtsamer für Eingebungen zu sein (siehe unser kostenloses regelmäßiges Angebot weiter oben)
Council und ähnliche gemeinschaftliche Kommunikation im Kreis: Hilft uns die Stimme von so etwas wie dem Heiligen Geist hörbar zu machen und zu verstehen.(siehe unser kostenloses regelmäßiges Angebot weiter oben)
Schwellengänge / Kontemplative Spaziergänge in der Natur: Helfen in jedem Fall unser Immunsystem zu stärken und oft auch in einen kreativen Dialog mit dem treten zu können, was größer ist als wir und uns unseren sinnvollsten Platz im Geschehen zuweist. (lass Dich diesbezüglich von uns beraten)
Vernetzung und Austausch: Hilft uns alle so gemachten Erfahrungen zu einem Mosaik zusammenzutragen, bis das Gesicht des neuen Zeitalters erkennbar wird (Ist z.T. der Sinn von allen Council Treffen)
Alles zusammen hilft uns, dem monomythischen Drachen dieser Helden- / Heldinnen-Reise mutig zu begegnen und das Elixier des neuen Lebens, wie Joseph Campbell es nannte, entgegennehmen und nachhause bringen zu können.
Dieses Zuhause liegt in einer neuen Welt, einem neuen Zeitalter…..
Ich bin froh jetzt zu leben und mit euch auf dieser Reise zu sein!
Von Herzen
Holger Heiten